14.04.2011 – Sweet Movie (Dusan Makavejev; 1974)

Regie: Dusan Makavejev

Darsteller: Carole Laure; Anna Prucnal

Dauer: 98 Minuten

Erscheinungsjahr: 1974

Zum Film:

Wie schon in den letzten Semestern, möchten wir nach Eröffnungsfilmen wie ‚Possession‘ (Andrzej Zulawski) und ‚Happiness‘ (Todd Solondz) auch dieses Semester mit einem befremdlichen und sehenswerten Highlight eröffnen.

Einen filmgewordenen und unschuldig als ‚Sweet Movie‘ betitelten Tabubruch wie Dusan Makavejevs Satire in Worte zu fassen ist nahezu unmöglich und würde diesem vor Intertextualität strotzendem Gesamtkunstwerk in keiner Weise gerecht. Zu verspielt und verschachtelt ist sie, diese beeindruckende und subversive Konfrontation mit den Abgründen jenseits des Zuckergusses, denn was man uns hier auftischt, ist kein wunderschönes und vor allem mundendes Stück Torte, dass uns dabei helfen soll unsere Sorgen wieder einmal zu vergessen, es ist das mit Sicherheit radikalste und zugleich ungemein süßeste Nervengift der menschlichen Vernunft, es gleicht einem Manifest, dem Versuch einer Revolution.

Der Film Erzählt die Geschichte der jungen Miss Monde, die Aufgrund ihres Erfolges beim ‚Miss Jungfrau‘ – Contest ausgewählt wurde, um den wohlbetuchten und einflussreichen Mr. Kapital zu heiraten. Schnell entwickelt sie jedoch das Bedürfnis aus der ernüchternden Ehe auszubrechen. Parallel hierzu fährt die gescheiterte Kommunistin Anna Planeta mit ihrem mit Süßigkeiten beladenen Schiff ziellos durch die Kanäle Amsterdams und wird von einem jungen Matrosen namens Potemkin immer wieder dazu aufgefordert, ihn mitzunehmen.

‚Sweet Movie‘ ist kein klassischer Spielfilm, er ist ein schräges und tiefgreifendes Martyrium, das nur übersteht, wer zur bewussten Auseinandersetzung mit menschlichen Extremen bereit ist. Der Film ist ein drastischer und eigenartiger Trip, denn im Kern dieser ursprünglich sehr schmackhaften Süßigkeit, liegt die Erkenntnis über den bevorstehenden Tod unserer Moral, über das Scheitern unserer ambitionierten Strebsamkeit.